Evangelische St. Lukas-Kirche und Gemeindezentrum

Arbeitsgemeinschaft: Schröck (Beratung Frei Otto)

Carsten Schröck / Frei Otto

Gebäudetyp: Kirche und Gemeinderäume   | Stadtteil: Huchting  | Baujahr: 1962-64  |
Straße: Am Vorfeld  

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Konstruktion

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Denkmalpflege

vorhandene Unterlagen

+ Plagemann, Volker / Syring, Eberhard (Hrsg.): Carsten Schröck - Architektur einer Hafenstadt, Bremen: Aschenbeck & Holstein 2007. |

+ Syring, Eberhard / Schaper, Jörn Tore (Hrsg.): Leichtes Zelt und feste Burg, Bremen: Schünemann, überarb. Aufl. 2016.

Der wohl ungewöhnlichste und besonders innovative Kirchenneubau der Nachkriegszeit beruht auf einer Zusammenarbeit des Architekten mit dem Tragwerksplaner Frei Otto, einem Protagonisten leichter Flächentragwerke. Schon beim Wettbewerb für die Bremer Stadthalle hatten die beiden 1957 zusammengearbeitet (ein 2. Preis). Das dort vorgeschlagene Prinzip einer Seilnetzkonstruktion mit Druckbögen wurde im kleineren Maßstab in Grolland verwirklicht.

Das Tragwerk besteht aus zwei Leimholzbögen und drei Seilnetzen. Die beiden auf gemeinsamen Fußpunkten auflagernden Druckbögen wurden durch Kräne in eine halbaufgerichtete Lage gebracht, so dass sie die Form einer Doppelparabel beschreiben. Um die Binder dauerhaft in dieser Lage zu fixieren, hängte man ein vorgespanntes Drahtseilnetz ein, das sich durch das Gewicht und die hydraulischen Kräfte der Bögen spannte. Ein seitliches Umkippen dieser Figur verhindern ebensolche Netze an den Seiten.

Das Dach wurde mit Kupfer gedeckt, die Seitenwände erhielten außen eine horizontale, innen vertikale Brettschalung. Einzelne, frei über die Wand verteilte Netzmaschen dienten als Lichtöffnungen. Das Bauwerk, das seit rund zehn Jahren unter Denkmalschutz steht, besticht durch seinen beeindruckenden zeltartigen Innenraum – ein spannendes Spiel konkav-konvexer Wölbungen.

O-Ton:

"Dieser erste Seilnetzbau mit Holzabdeckung in Deutschland wurde öffentlich zur Diskussion gestellt. Man verglich ihn irrtümlich mit der ganz anders konstruierten, später eingestürzten Berliner Kongreßhalle und nannte ihn deshalb „Auster“ oder „Achterbahn“. Aber die Anfangsbedenken wichen bald einer begeisterten Zustimmung. Es leuchtete ein, daß der sumpfige Untergrund einen schweren Bau kaum hätte tragen können und daß die zeltartige Kirche mit ihrem Raumkonzept den geistlichen Vorstellungen der Gemeinde aufs Vollkommenste entsprach. So konnte der Entwurf, dessen Ausführung ganz ungewöhnliche technische Anforderungen stellte, verwirklicht und 1964 – weithin als architektonisches Meisterstück beachtet – eingeweiht werden. Mit Recht steht es seit 1994 unter Denkmalschutz."
(Claus Heitmann in: Von Abraham bis Zion. Die Bremische Evangelische Kirche, Bremen 2000)